Ein Kreuzweg auf dem Laurentiusplatz
Ein Projekt der
Katholischen Citykirche Wuppertal
2022
Die niederschlesische Stadt Legnica (Liegnitz) ist seit 1993 Partnerstadt Wuppertals, nachdem die Stadt Wuppertal bereits 1952 eine Patenschaft für die ehemaligen Einwohner des früher deutschen Liegnitz übernommen hatte. Legnica (Liegnitz) ist Bischofsstadt. Kirchlicherseits bestehen zwischen der Katholischen Kirche in Wuppertal und dem Bistum Liegnitz schon seit vielen Jahren enge Beziehungen. Zum Bistum Liegnitz gehört das Kloster Grüssau (polnisch: Krzeszowie), einer ehemaligen Zisterzienserabtei, in dessen Nähe sich seit dem Ende des 17. Jahrhunderts ein Kalvarienberg mit 32 Kreuzwegstationen und einer abschließenden Skulptur zur Wiederkunft Christi befindet. Sie wurden unter Abt Bernhard Rosa geschaffen, der von der Verabschiedung Jesu von seiner Mutter über mehrere Ereignisse hinweg bis zur Grablegung die Passion Jesu darstellt. Die Bilder und Texte des „Großen Grüssauer Kreuzweges“ verlassen die klassische Anzahl der vierzehn Stationen, die in vielen römisch-katholischen Kirchen zu finden sind. Man hatte schon im Mittelalter versucht, den genauen Weg der Passion Jesu zu rekonstruieren und dabei so eng wie möglich den Texten der Evangelien zu folgen. Das versucht auch der Grüssauer Kreuzweg mit seinen 33 Stationen, wobei sich die Anzahl der Bilder hier an den Lebensjahren Jesu orientiert: Für jedes Jahr ein Bild.
Auf Initiative von Pfr. Dr. Michael Grütering zeigt die Katholische Citykirche in der diesjährigen österlichen Bußzeit, der sogenannten Fastenzeit, großformatige Repliken des Grüssauer Kreuzweges auf dem Laurentiusplatz (in den Baumreihen vor dem Pfarrhaus von St. Laurentius). Die Eröffnung des Kreuzweges findet am Aschermittwoch (2. März 2022) um 15 Uhr statt. Ein Flyer, der in der Laurentiusbasilika ausliegt, informiert über die Darstellungen der einzelnen Stationen.
Neben Kreuzwegandachten und Führungen zum Kreuzweg ist der Besuch des Bischofs der Diözese Legnica (Liegnitz) ein herausragendes Ereignis. Bischof Andreas Simieniewski wird am 9. März 2022 um 17 Uhr nach Wuppertal auf den Laurentiusplatz kommen, um dort eine Kreuzwegandacht zu leiten.
Der Grüssauer Kreuzweg wird bis Ostern 2022 auf dem Laurentiusplatz zu sehen sein
Eröffnung des Kreuzwegs
Mittwoch den 02. März 2022, 15.00 Uhr
Kreuzwegandacht
mit Bischof Andrzej Siemieniewski, Bischof von Liegnitz
Mittwoch den 09. März 2022, 17.00 Uhr
Kreuzwegandacht
Mittwoch den 23. März 2022, 17.00 Uhr
Kreuzwegandacht
Mittwoch den 30. März 2022, 17.00 Uhr
Kreuzwegandacht
Donnerstag den 07. April 2022, 17.00 Uhr
Station 1
Abschied nehmen gehört zum Leben dazu. Kann aber sehr schwer sein.
Station 2
Jeder kennt seinen Platz. Jesus stellt dies auf den Kopf. – Festgefahrenes in Frage stellen.
Station 3
Jesus verbindet die Tischgemeinschaft mit seinem Andenken. Mit sich selbst.
Station 4
Er schenkt seinen Leib. Sein Blut. Dieser Bund besteht für immer.
Station 5
Jesus hat Angst. Die Jünger schlafen. – Wachsam sein für die Ängste unserer Nächsten.
Station 6
Sie waren Freunde, haben sich vertraut. Enttäuschung.
Station 7
Immer wieder Erniedrigungen und Verspottung auf dem Weg zur Kreuzigung.
Station 8
Der Diener schlägt Jesus, er ist ein Hitzkopf, der mit Andersdenkenden und –handelnden nicht umgehen kann.
Station 9
„Bist du der Messias?“ Die Frage wirkt harmlos und sachlich. Dahinter steckt die Absicht einen Grund für die Verurteilung zu haben.
Station 10
Von den religiösen kommt Jesus zu den politischen Führern. Hier geht es nur noch um Machtfragen. Die Kriterien heutiger Gerichtsverfahren finden dort noch keine Anwendung, die johlende Menge übertönt alles.
Station 11
Auch hier Verspottung. Außerdem die Hoffnung des Herodes, von Jesus ein zauberhaftes Zeichen zu sehen zu bekommen. Jesus aber schweigt.
Station 12
Am frühen Morgen muss Jesus zurück zu Pilatus, dort erwartet ihn sein Urteil. Nachts ist keine Verurteilung erlaubt, der frühe Morgen ist der Grenzbereich.
Station 13
Folter. Mit dem Ziel den Willen des Menschen zu brechen. Jesus hält aus.
Station 14
Jesus, Gott, aber auch der König werden verspottet. Ohne Konsequenz.
Station 15
„Ich finde keine Schuld an ihm! Da - der Mensch!“ Aber das Volk schreit: „Kreuzige ihn, kreuzige ihn.“ Der neue Adam – der neue Mensch - ist so anders als der alte. Er lässt alles mit sich geschehen.
Station 16
„Ich wasche meine Hände in Unschuld.“
Station 17
Eine ungeheure Last. Sowohl physisch als auch psychisch. Das eigene Folterinstrument zur Hinrichtung tragen müssen. Unvorstellbar. Jesus fordert die Jünger und uns auf, das eigene Kreuz aufzunehmen und ihm nachzufolgen.
Station 18
Er fällt unter der Last – und steht wieder auf. Ein Vorbild für uns. Man darf fallen, schwach sein,muss aber wieder aufstehen.
Station 19
Das letzte Geleit geben ist eine vornehme Verpflichtung. Aber es stellt alles auf den Kopf, wenn ein Mensch zu jung stirbt, wenn Eltern ihre Kinder beerdigen müssen. Wie unvorstellbar muss der Schmerz Mariens sein, die nichts mehr für ihren Sohn tun kann.
Station 20
Ein Unbeteiligter wird herangezogen um Jesus zu helfen. Einer, der bereits von der Arbeit kommt und erschöpft ist, wird ausgewählt.
Station 21
Ein verbindendes Element der Christen und Juden ist das Wissen darum, dass wir Menschen Gott ebenbildlich sind. Wir sehen den leidenden Gott. Jesus soll sich nur den Schweiss abwischen können, aber er lässt sein Antlitz zurück. Gott sieht uns an aus jedem leidenden Menschen.
Station 22
Der Schmerz des ersten Sturzes sitzt noch in den Knochen, und erneut fällt Jesus. Er kämpft sich wieder auf und geht seinen Weg weiter. Erniedrigt.
Station 23
Leid und Mitleid tauschen die Rollen. „Weint nicht um mich, weint um euch und eure Kinder.“
Station 24
Jesus ist am Ende, er kann nicht mehr, die Kraft ist aufgebraucht. Er geht die letzten Schritte für uns.
Station 25
Gefangen, gefesselt, es gibt kein Entrinnen.
Station 26
Er ist nackt, ungeschützt, dargestellt in all seiner Schwäche.
Station 27
Das Kreuz war das höchste Mittel der Abschreckung, ein qualvoller Tod, der Schmach der Umstehenden ausgesetzt. Mit ausgebreiteten Armen hängt Gott da.
Station 28
„Dann neigte er den Kopf und übergab den Geist.“ Ende.
Station 29
Das „Ja“ der Maria wird erneut erfragt. Ja, sie nimmt ihren Sohn in die Arme und überlässt ihn seinem himmlischen Vater. Sie sagt zu Gottes Ratschluss: Ja.
Station 30
Freunde Jesu, nicht die Apostel, sind es, die ihm ein würdiges Begräbnis bereiten. Mit wohlriechenden Salben und Leichentüchern. Wie es für jüdische Begräbnisse üblich ist. Ganz Mensch.
Station 31
Es soll einen Ort geben. Einen Ort der Erinnerung, der Verbundenheit.
Station 32
Die Dunkelheit hebt sich, der Morgen bricht an. Das Grab ist leer. Die Auferstehungszeugen sind so unterschiedlich wie wir – unsicher wie Maria Magdalena, immer neu glaubend wie Johannes, aber auch versagend wie Petrus. Das Leben ist der Weg, die Auferstehung das Ziel.
Station 33
„Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.“ Am Ende zählt wie wir gelebt haben, wie wir unseren Lebensweg gestaltet haben. In Christus haben wir einen barmherzigen Richter.